Atem: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Yogawiki
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
Zeile 4: Zeile 4:


== Der Atem als Brücke zur Gegenwart ==
== Der Atem als Brücke zur Gegenwart ==
 
[[Datei:Luft Lebensfreude Freude.jpg|thumb|Dein Atem - Die Verbindung zu dir selbst]]
- Wie du mit bewusster [[Atmung]] Körper, [[Geist]] und Emotionen verbindest -
- Wie du mit bewusster [[Atmung]] Körper, [[Geist]] und Emotionen verbindest -


Zeile 32: Zeile 32:
* Wiederhole 5–10 Runden.
* Wiederhole 5–10 Runden.


Diese einfache Übung hilft dir, Gedanken zu beruhigen und innere Klarheit zu finden.
Diese einfache Übung hilft dir, [[Gedanken]] zu beruhigen und innere [[Klarheit]] zu finden.


==== Atmung zur Regulation von Emotionen ====
==== Atmung zur Regulation von Emotionen ====


Wie du mit Atem Gefühle spüren und lenken kannst
Wie du mit Atem [[Gefühle]] [[spüren]] und lenken kannst


Der Atem beeinflusst direkt:
Der Atem beeinflusst direkt:
Zeile 49: Zeile 49:
=== Übung: Mit dem Atem Emotionen lenken ===
=== Übung: Mit dem Atem Emotionen lenken ===


Spüre ein aktuelles Gefühl – zum Beispiel: Nervosität.
Spüre ein aktuelles Gefühl – zum Beispiel: [[Nervosität]].


* Lege eine Hand auf dein Herz oder den Bauch.
* Lege eine Hand auf dein Herz oder den Bauch.
* Atme langsam und tief ein und aus (4–6 Sekunden je Atemzug).
* Atme langsam und tief ein und aus (4–6 Sekunden je Atemzug).
* Erlaube dem Gefühl, da zu sein, ohne es zu verändern.
* Erlaube dem [[Gefühl]], da zu sein, ohne es zu verändern.
* Spüre, wie es weicher wird, sich bewegt oder löst.
* Spüre, wie es weicher wird, sich bewegt oder löst.


Du kannst so lernen, Gefühle zu regulieren, statt sie zu unterdrücken oder dich von ihnen überrollen zu lassen.
Du kannst so lernen, Gefühle zu regulieren, statt sie zu unterdrücken oder dich von ihnen überrollen zu lassen.


=== Philosophischer Hintergrund: Atem als Träger der Lebensenergie (Prana) ===
=== Philosophischer Hintergrund: Atem als Träger der Lebensenergie ([https://www.yoga-vidya.de/prana/ Prana]) ===


In der yogischen Philosophie ist der Atem nicht nur Luft, sondern Träger des Prana – der Lebensenergie, die alles durchdringt.
In der yogischen [[Philosophie]] ist der Atem nicht nur Luft, sondern Träger des [[Prana]] – der Lebensenergie, die alles durchdringt.


* Prana verbindet Körper, Geist und Seele.
* Prana verbindet Körper, [[Geist]] und [[Seele]].
* Bewusste Atmung lenkt diese Energie gezielt durch deinen Körper.
* Bewusste Atmung lenkt diese [[Energie]] gezielt durch deinen Körper.
* Durch Pranayama kannst du deine Energie erhöhen, ausgleichen oder beruhigen.
* Durch [[Pranayama]] kannst du deine Energie erhöhen, ausgleichen oder beruhigen.


Der Atem wird so zum Schlüssel zur Selbstwahrnehmung und Energiearbeit – jederzeit verfügbar, ohne Hilfsmittel.
Der Atem wird so zum Schlüssel zur [[Selbstwahrnehmung]] und [[Energiearbeit]] – jederzeit verfügbar, ohne Hilfsmittel.


=== Reflexion: Was geschieht, wenn du dich mit dem Atem verbindest? ===
=== Reflexion: Was geschieht, wenn du dich mit dem Atem verbindest? ===


* Du kommst ins Spüren – von Körper und Emotionen.
* Du kommst ins [[Spüren]] – von Körper und [[Emotionen]].
* Du findest zurück ins Jetzt – egal wie turbulent es ist.
* Du findest zurück ins [[Jetzt]] – egal wie turbulent es ist.
* Du entdeckst die stille Kraft, die immer in dir ist.
* Du entdeckst die stille [[Kraft]], die immer in dir ist.


Der Atem ist die Brücke zwischen Denken und Fühlen, zwischen Körper und Geist, zwischen Innen und Außen.
Der Atem ist die Brücke zwischen [[Denken]] und [[Fühlen]], zwischen Körper und Geist, zwischen Innen und Außen.


=== Fazit: Bewusster Atem – deine direkte Verbindung zum Leben ===
=== Fazit: Bewusster Atem – deine direkte Verbindung zum Leben ===


Dein Atem ist der einfachste, effektivste und natürlichste Weg, dich zu regulieren, zu spüren und zu verbinden.
Dein Atem ist der einfachste, effektivste und natürlichste Weg, dich zu regulieren, zu spüren und zu [[verbinden]].
Wenn du ihn bewusst nutzt, wirst du erkennen:
Wenn du ihn bewusst nutzt, wirst du erkennen:


* Du bist lebendig.
* Du bist [[lebendig]].
* Du bist hier.
* Du bist hier.
* Du bist verbunden.
* Du bist [[verbunden]].


„Der Atem ist das Leben selbst – geatmet, gespürt, geliebt.“
„Der Atem ist das [[Leben]] selbst – geatmet, gespürt, geliebt.“


== Atem ==
== Atem ==

Aktuelle Version vom 10. Mai 2025, 15:24 Uhr

Atem Atem ist die ein- und ausgeatmete Luft. Atem ist auch das Ein- und Ausatmen. Atem ist auch der größte Lehrer.

Atem ist ein Substantiv im Kontext von Yoga, Heilkunde, Physiologie und Psychologie Anatomie, und Medizin

Der Atem als Brücke zur Gegenwart

Dein Atem - Die Verbindung zu dir selbst

- Wie du mit bewusster Atmung Körper, Geist und Emotionen verbindest -

Einleitung: Atem – der unterschätzte Lebensbegleiter

Vom ersten bis zum letzten Moment deines Lebens begleitet dich dein Atem – ununterbrochen, meist unbemerkt. Doch genau dieser unsichtbare Lebensstrom ist eine der kraftvollsten Ressourcen, die dir jederzeit zur Verfügung steht.

Der Atem ist immer da, direkt unter der Oberfläche deines Bewusstseins, bereit, dich zurück ins Hier und Jetzt zu führen – in deine Lebendigkeit, deine Wachheit, deine Präsenz.

„Wenn ich atme, bin ich lebendig. Und wenn ich bewusst atme, bin ich wach.“ – Yoga Vidya Journal Nr. 48

Praxisbezug: Atem – dein Anker in stürmischen Zeiten

Nadi Shodhana – die Wechselatmung

Eine der bekanntesten Atemübungen im Yoga ist Nadi Shodhana, die Wechselatmung. Sie bringt den Energiefluss in Balance, beruhigt das Nervensystem und führt dich sofort ins Hier und Jetzt.

Anleitung:

  • Setze dich aufrecht hin.
  • Verschließe mit dem Daumen das rechte Nasenloch.
  • Atme links ein.
  • Verschließe das linke Nasenloch mit dem Ringfinger, öffne das rechte – atme rechts aus.
  • Rechts einatmen, wechseln, links ausatmen.
  • Wiederhole 5–10 Runden.

Diese einfache Übung hilft dir, Gedanken zu beruhigen und innere Klarheit zu finden.

Atmung zur Regulation von Emotionen

Wie du mit Atem Gefühle spüren und lenken kannst

Der Atem beeinflusst direkt:

  • dein Nervensystem (Entspannung oder Anspannung)
  • deinen Herzschlag (ruhig oder hektisch)
  • deine Emotionen (offen oder blockiert)
Kurzer Atem = Stress
Tiefer Atem = Ruhe

Übung: Mit dem Atem Emotionen lenken

Spüre ein aktuelles Gefühl – zum Beispiel: Nervosität.

  • Lege eine Hand auf dein Herz oder den Bauch.
  • Atme langsam und tief ein und aus (4–6 Sekunden je Atemzug).
  • Erlaube dem Gefühl, da zu sein, ohne es zu verändern.
  • Spüre, wie es weicher wird, sich bewegt oder löst.

Du kannst so lernen, Gefühle zu regulieren, statt sie zu unterdrücken oder dich von ihnen überrollen zu lassen.

Philosophischer Hintergrund: Atem als Träger der Lebensenergie (Prana)

In der yogischen Philosophie ist der Atem nicht nur Luft, sondern Träger des Prana – der Lebensenergie, die alles durchdringt.

  • Prana verbindet Körper, Geist und Seele.
  • Bewusste Atmung lenkt diese Energie gezielt durch deinen Körper.
  • Durch Pranayama kannst du deine Energie erhöhen, ausgleichen oder beruhigen.

Der Atem wird so zum Schlüssel zur Selbstwahrnehmung und Energiearbeit – jederzeit verfügbar, ohne Hilfsmittel.

Reflexion: Was geschieht, wenn du dich mit dem Atem verbindest?

  • Du kommst ins Spüren – von Körper und Emotionen.
  • Du findest zurück ins Jetzt – egal wie turbulent es ist.
  • Du entdeckst die stille Kraft, die immer in dir ist.

Der Atem ist die Brücke zwischen Denken und Fühlen, zwischen Körper und Geist, zwischen Innen und Außen.

Fazit: Bewusster Atem – deine direkte Verbindung zum Leben

Dein Atem ist der einfachste, effektivste und natürlichste Weg, dich zu regulieren, zu spüren und zu verbinden. Wenn du ihn bewusst nutzt, wirst du erkennen:

„Der Atem ist das Leben selbst – geatmet, gespürt, geliebt.“

Atem

Der Atem zeigt uns, was beginnt hat auch ein Ende. Was kommt, das geht. Nicht umsonst ist die Atemmeditation eine wichtige Meditationstechnik. Beobachte den Atem, mach Dir den Rhythmus des Atems bewusst. Und so merkst Du, Atem kommt, Atem geht. Luft strömt hinein, Luft strömt hinaus. Es geschieht von selbst. Bis zu einem gewissen Grad kannst Du den Atem kontrollieren, Du kannst bewusst einatmen, bewusst ausatmen, tiefer oder flacher. Aber Du hast nur einen gewissen Einfluss auf den Atem. Irgendwann geht der Atem wieder von selbst. Ähnlich auch in Deinem Leben. Manches geschieht von selbst, Du kannst es fließen lassen.

Video - Atem

Lass dich inspirieren von einem Vortragsvideo über Atem:

Atem - wie wird dieses Wort verwendet? Erfahre einiges zum Thema Atem in diesem Video Kurzvortrag. Sukadev behandelt hier das Wort, den Ausdruck, Atem aus dem Geist des Humanismus und des ganzheitlichen Yoga.

Beherrschung und Lenkung des Atems

Wechselatmung zur Harmonisierung der Lebensenergie

- Abschnitt aus dem Buch "Erfolgreich leben und Gott verwirklichen" von Swami Sivananda -

Pranayama ist die Beherrschung des Atems. Pranayama-Übungen sollen Prana und Apana (die ein- und ausströmende Lebenskraft) verbinden. Wenn man Pranayama übt, strömen Prana-Apana gemeinsam durch Sushumna Nadi (den Hauptenergiekanal in der Wirbelsäule).

Pranayama nimmt einen wichtigen Platz im Yoga ein, denn es steht mit dem Geist, mit dem Denken, in enger Verbindung und durch dieses mit dem Willen. Durch den Willen beeinflusst Pranayama die individuelle Seele und das höchste Selbst.

Wenn du die kleinen Wellen des Prana zu beherrschen vermagst, die durch die Gedanken wirken, dann kennst du das Geheimnis, wie man sich Prana dienstbar macht. Die Kontrolle des Atemvorgangs kann wirksam die Nervenströme des Körpers beeinflussen. Durch. Prana-Beherrschung können Gedanken, Körper und Seele leicht und schnell beherrscht beziehungsweise gelenkt werden.

Atemübung: Die Yoga-Wechselatmung

Setze dich in einer Yogahaltung möglichst mit gekreuzten Beinen hin (Padmasana oder Siddhasana) und schließe mit dem rechten Daumen das rechte Nasenloch. Ziehe die Luft ganz langsam durch das linke Nasenloch ein. Dies ist Einatmen (Puraka). Dann schließe auch das linke Nasenloch mit dem Ringfinger der rechten Hand und halte den Atem so lange an, wie es angenehm möglich ist. Nun löse den rechten Daumen und atme langsam durch das rechte Nasenloch aus (Ausatmen = Rechaka). Danach ziehe die Luft durch das rechte Nasenloch ein. Halte sie so lange an wie angenehm (Anhalten = Kumbhaka), dann atme durch das linke Nasenloch aus. Das ist eine Pranayama-Runde.

Beginne mit fünf solchen Pranayama-Runden und erhöhe allmählich die Anzahl auf zwanzig. Fühle dabei, wie du dabei göttliche Eigenschaften wie Barmherzigkeit, Liebe, Vergebung, Frieden, Freude etc. in dein System aufnimmst und alle nicht hilfreichen wie Lust, Ärger. Gier etc. ausatmest.

Du kannst auch andere Atemübungen hinzufügen, die die Nadis (Energiekanäle) reinigen, Krankheiten heilen und die Gedanken in Konzentration und Meditation fest verwurzeln.

Wie der Buddha den Atem für sich nutzte

Buddha

- Ein Artikel aus dem Yoga Vidya Journal Nr. 37 Herbst 2018 von Alex Holzer -

Der Atem spielt auch im Buddhismus eine zentrale Rolle, da er einer der wichtigsten Ankerpunkte für den Geist sein kann. Der Buddha lehrte seinen Mönchen die Methode „Anapanasati“, die Achtsamkeit auf den Atem – ein 16 Stufen Weg, der einen bis zur Erleuchtung führen kann, gesetzt den Fall man folgt ihm bis zum Schluss!

Als Theravada Mönch habe ich viele Monate mit dieser Meditationsmethode verbracht, und es ist faszinierend wie direkt und tief der Geist dabei gehen kann. „Kann“, weil es leichter klingt als es in Wirklichkeit ist, den Körper entlang der 16 Punkte loszulassen und bis in die tiefsten Tiefen des Geistes zu schauen. Es braucht dazu ein Umfeld von hoher Achtsamkeit und man lebt vorzugsweise sehr zurückgezogen, ansonsten hat man keine Chance, die Aufmerksamkeit für lange Zeit einpünktig auf den Atem zu lenken. Mitreißend ist, wie genau der Buddha vor ca. 2500 Jahren die 16 einzelnen Stufen beschrieben hat, die sich dann ganz genau so vor einem manifestieren, wenn man sich an die Anleitung des Meisters hält!

Höchste Glückseligkeit

Sich für lange Phasen einpünktig nur auf den Ein - und Ausatem zu konzentrieren löst teilweise ein sehr erregendes Gefühl der Freude aus, zum Beispiel die Freude tiefer Einsicht oder wir erfahren Angst, nicht zu wissen, wohin es mich führt. Beide Zustände sind die Haupt-Hindernisse um tiefer zu gehen. Es heißt immer wieder von beiden Extremen abzulassen und sich dem mittleren Weg der Gelassenheit und des einfachen „Nichts Tun“ zuzuwenden.

Nach einer gewissen Zeit verschwindet der Atem komplett, da auch der Körper verschwindet. Das heißt, dass wir so tief in der Meditation sind, dass wir uns nur noch im geistigen Aspekt des Daseins befinden.

Jeder der annähernd so weit gekommen ist, wird die tiefe Glückseligkeit solcher meditativen Momente kennenlernen und merken, dass das sicherlich der Weg zur höheren Weisheit und damit Erleuchtung sein muss. Für mich persönlich kam nichts Weltliches jemals dieser Glückseligkeit auch nur nahe, und es war auch der Grund damals Mönch zu werden.

Diese Vertiefungen, in Pali „Jhanas“ genannt, sind das eigentliche Ziel eines jeden Theravada Mönches. Denn erst nach der Erfahrung eines Jhanas hat der Geist die Möglichkeit die „Illusion des Selbst“ zu erkennen und unwiderruflich in den Strom der Erleuchtung einzutreten. Tatsächlich sagt der Buddha folgen nach jener Erkenntnis maximal noch bis zu sieben Wiedergeburten. Dann aber ist das Ziel „Nirvana“, die komplette Befreiung von „Samsara“ des Kreislaufes von Geburt, Tod und Wiedergeburt erreicht.

Die eigentlichen Ziele im Hinduismus und Buddhismus

Auch im Yoga sollten wir uns immer wieder daran erinnern, dass das eigentliche Ziel „Samadhi“ ist. „Samadhi“ bedeutet im Yoga so viel wie Einssein mit Gott, Aufgehen im Unendlichen. Ich persönlich übersetzte es mit „Tiefer Stille“ und der Pali Kanon, die Schriften des Buddha beschreiben „Samadhi“ als die bisher erwähnten Zustände tiefer Meditation. So zielen beide Traditionen, Buddhismus und Hinduismus komplett in dieselbe Richtung, wenn auch das Gedankengut oft verschieden scheinen mag.

Solare und lunare Atemtypen

Solarer Atemtyp

- Ein Artikel aus dem Yoga Vidya Journal Nr. 37 Herbst 2018 von Janaki Hofmann -

Seit Jahren geht es mir so, dass ich mit vielen Anweisungen von anderen Yogalehrern nicht klar komme. Der Fisch ist dabei zu meiner Problem-Stellung geworden.

Während ich feststellen musste, dass viele wie ein Fisch im Wasser sich ausdehnen können und tief einatmen, ist genau das mir sehr schwer gefallen und ich merkte sogar trotz Kissen im Rücken, dass ich lieber tief ausatmen wollte und dann lange die Rückbeuge halten konnte.

Auch als jahrelange Yogalehrerin und -ausbilderin war es meinem scharfen Auge nicht entgangen, dass viele oft einen gepressten Atem hatten - ja sogar die Luft anhielten, und es unterschiedliche Atempräferenzen gab, was manchmal sogar in Diskussionen endete. Soll ich nun verstärkt ein- oder ausatmen im Hund oder der Vorwärtsbeuge? Es gab viele Meinungen dafür und dagegen, bis irgendwann das Zauberwort „Spürgenauigkeit“ entworfen war.

Endlich konnten alle aufatmen - ab jetzt durfte man sich individuell in der Asana (Körperhaltung) recken und strecken und frei atmen!

Als mir dann vor ca. zwei Jahren von dem Buch: „Yoga und Atemtypen“ von Anna Trökes und Margarete Seid erzählt wurde, war dies wie eine Offenbarung für mich! Da war sie nun, die Erklärung für sämtliche Fragezeichen in meinem Kopf: „Ach so - ich bin eine Ausatmerin!“

Lunarer Atemtyp

Dieses Konzept, entdeckt von dem Musiker Erich Wilk (1915-2000), geht von der kosmischen Beobachtung aus, dass es zwei Atem- bzw. Konstitutionstypen gibt:

  • ,,Lunarer“ Atemtyp (= Einatem-betonter Typ)
  • ,,Solarer“ Atemtyp (= Ausatem-betonter Typ)

Das heißt konkret, die Atem- und Haltungsmuster für Aus- und Einatmer sind vollkommen verschieden! Als Folge davon unterscheiden sie sich auch in Körperschwerpunkt, Motorik und Stoffwechsel, und das nicht nur in den Asanas, sondern auch im Stehen, Gehen und Sitzen.

Ein kleines Beispiel für den Meditationssitz:

  • die Einatmer sitzen gerne mit Schwerpunkt hinten (hinter den Sitzbeinhöckern), als wäre der Hinterkopf leicht angelehnt, unterer Rücken leicht rund, Kinn leicht gehoben.
  • die Ausatmer sitzen gern mit Schwerpunkt vorn (vor Sitzbeinhöckern), als wäre die Stirn angelehnt, unterer Rücken gerade, Kinn sinkt leicht nach unten.

Und nun zum Yoga:

Haltungsbeispiel in der Kobra

Bei den Yogaübungen atmet der aktive Einatmer (lunar) immer aktiv ein, während er in eine „anstrengende“ Übung hineingeht - die Ausatmung geschieht passiv ausströmend. Die Einatmer lieben es sich aufzuspannen, entgegen der Schwerkraft. Aktiver Dehnungsraum ist der Brustkorb, passiv bleibt das Becken!

Ganz im Gegensatz dazu der aktive Ausatmer (solar): Er atmet während der „anstrengenden“ Phase aktiv und lange aus, und lässt die Luft von selbst einströmen ohne Kraftaufwand. Er lässt einatmen! Auf diese Weise atmet er sogar bei anstrengenden Rückbeugen! Die Ausatmer lieben es ihren Schwerpunkt vorne zu haben, in den Boden zu sinken. Aktiver Dehnungsraum ist das Becken, Brustkorb ist passiv.

Die Atemtypen solar/lunar sind keine neue Atemlehre - nein es ist eher ein Ausrichtungsprinzip und ergänzt wunderbar die Yogapraxis. Und ja - es stimmt, sie stellen einige Überzeugungen auf den Kopf!

Das Ziel ist eine individuelle Anpassung in den Asanas gemäß einem frei fließenden Atem. Die Asana ist dann viel leichter und anstrengungsloser zu halten - die Energie fließt müheloser, was sofort spürbar ist. Das kann auch schon mal ein richtiges A-ha Erlebnis auslösen!

Ein Tipp fürs Pranayama (Atemübung): Den Rhythmus des Ein- und Ausatems individuell anpassen - einzelne Phasen verkürzen oder verlängern. Die Atempause je nach Prägung nur nach dem Ein- oder Ausatmen forcieren.

Denn: Angemessen ist das, was unseren Körper frei und spannkräftig durchströmen lässt!

Schlechter Atem - hilft Yoga?

Kurzes Vortragsvideo zum Thema Schlechter Atem - hilft Yoga?


Spenden-Logo Yoga-Wiki.jpg

Siehe auch

Weitere Stichwörter im Sinnkontext von Atem

Begriffe aus den Gebieten Naturheilkunde, Anatomie, Medizin und Psychologie, die im weitesten Sinn etwas zu tun haben mit Atem, sind zum Beispiel

Atem ist eng mit atman verwandt; so wie Spiritus (lat.) mit Spiritualität...

Puraka = Einatmung

Literatur

Seminare

Atem-Praxis

11.07.2025 - 13.07.2025 Achtsamer Atem, modernes Pranayama und Meditation
Aufbauend auf einer tantrischen lebensbejahenden Betrachtung, gehst du in Verbindung mit deinem Sein und Lebensquell. Du machst dich grundlegend vertraut mit deinem individuellen Atem, du übst dich d…
Ravi Ott
16.07.2025 - 16.07.2025 Breathwork: atme und entspanne - Online Workshop
Uhrzeit: 18:00 – 21:00 Uhr

Breathwork, oder auf Deutsch Atemarbeit, ist eine Praxis, bei der gezielt Atemtechniken eingesetzt werden, um das körperliche, emotionale und geistige Wohlbe…
Beate Menkarski

Zusammenfassung

Atem wird man sehen können im Kontext von Anatomie, Physiologie, Medizin.